Möglichkeiten der Therapie | Kongenitaler Hyperinsulinismus e.V.

Therapie

Ziel der Therapie bei CHI ist (1) eine akute Stabilisierung des Blutzuckers, (2) eine frühe Operation von fokalen Formen wenn möglich und (3) eine stabile medikamentöse Einstellung bei allen nicht-fokalen Formen. Das primäre Therapieziel ist dabei, eine möglichst optimale Kontrolle der Blutzuckerwerte durch eine medikamentöse Therapie (bzw. operative Intervention), die durch eine Kohlenhydrat-Anreicherung der Nahrung (z.B. Maltodextrin) ergänzt werden kann.

Ernährung

Die Ernährung eines am HI erkrankten Kindes ist von zentraler Bedeutung. Der Hyperinsulinismus geht oft mit einem gestörten Essverhalten einher. Viele Eltern berichten von Nahrungsverweigerung, häufiges Erbrechen und/oder Heißhunger. Der schwankende Blutzuckerspiegel erfordert ein dem angepasstes Nahrungsregime. Jedes Kind is(s)t anders und toleriert unterschiedlich lange Nüchternzeiten. Manche Kinder können in den ersten Lebensmonaten/-jahren nur mit einer Sonde ernährt werden, andere können ihren Kohlenhydratbedarf selbst über das Essen regulieren. Als Hilfsmittel kann z.B. Maltodextrin (Mehrfachzucker) mit in die Nahrung getan oder vorübergehend hochkalorische Nahrung genutzt werden. HI-Kinder leiden oft an Übergewicht, da den Unterzuckerungen oft mit kohlenhydratreicher Nahrung entgegen gewirkt wird.

Diese Umstände führen dazu, dass die Ernährung zum zentralen Thema in der Familie wird. Die Essenssituation ist nicht mehr unbelastet und kann große psychische Probleme hervorrufen. Gerade die Eltern setzen sich unter großen Druck, wenn das Kind die Nahrungsaufnahme verweigert. Es ist von zentraler Bedeutung, diesen Druck aus den Familien zu nehmen, da sonst ungewollt Essstörungen manifestiert werden.

 

Ziel der Therapie: Unterzuckerung vermeiden!

 

Medikamentöse Therapie (konventionelle)

Diazoxid

Hierbei handelt es sich um einen K+-Kanal Agonisten, der als Medikament der ersten Wahl für die Langzeitbehandlung gilt. Eine Kombination mit Nifedipin oder Hydrochlorothiazid hat in einigen wenigen und sehr kleinen Studien eine verbesserte Wirkung auf die Insulinsekretion gezeigt. Ein Vorteil ist die Möglichkeit der oralen Einnahme. Zu den beschriebenen Nebenwirkungen zählen die Entwicklung von Flüssigkeitsansammlungen (Flüssigkeitsretention), insbesondere bei Neugeborenen, sowie die Entstehung vermehrter Körperbehaarung. Diese ist dosisabhängig und nach Beendigung der Therapie reversibel.

Insgesamt ist das Ansprechen auf Diazoxid sehr unterschiedlich und auch bei Kenntnis der genetischen Ursache nicht sicher vorhersagbar.

Somatostatin-Analoga (Ocretotid, Lanreotid)

Somatostatin-Analoga hemmen die Insulinsekretion. Der Wirkungseintritt erfolgt auch bei subkutaner Gabe schnell, bei Langzeitbehandlung kann eine Abschwächung des Therapieeffekts eintreten, der ggf. durch höhere Dosen ausgeglichen werden kann. Eine – wenn auch technisch aufwändigere – Alternative zur subkutanen Gabe als Spritze (Injektion) ist hier die kontinuierliche Gabe (z.B. über ein Pumpensystem). Die Nachteile (insbesondere die häufigen Injektionen) beim Einsatz von Octreotid führten zu Therapieversuchen mit dem ultra-langwirkenden Depotpräparat Lanreotide® bei Kindern mit CHI. Lanreotide®  hat den Vorteil, dass mit einer Injektion alle 4 Wochen stabile Effekte auf die Blutzuckerspiegel erreicht werden können. Abgesehen von einzelnen Fallberichten fehlen derzeit noch kontrollierte Anwendungsstudien, die den Vergleich der verschiedenen Somatostatin-Analoga erlauben.

Glucagon

Die schnelle Wirkung von Glucagon wird über eine Steigerung des Glukose-Recyclings in der Leber vermittelt. Glucagon wird insbesondere als Notfallmedikament in der schweren Unterzuckerung eingesetzt und kann subkutan appliziert werden. Es wurde auch zur Dauertherapie bei Patienten mit CHI eingesetzt (Pumpe).

Sirolismus

Kürzlich wurde der Einsatz von Sirolimus als wirksame Therapie bei CHI Patienten beschrieben. Aktuell fehlen jedoch Studien mit einer großen Anzahl von CHI Patienten und Langzeitbeobachtungen unter dieser Therapie.

Operative Therapie

Bei den fokalen Formen ist eine operative Entfernung (Resektion) anzustreben. Bei einer vollständigen Resektion des Fokus kann damit eine Heilung des HI erreicht werden.
Sollte bei einer diffusen Form des HI eine konventionelle Therapie nicht anschlagen, muss eine operative Therapie in Erwägung gezogen werden. Um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erlangen, muss eine fast-komplette Resektion (95-98%) des Pankreas erfolgen, wobei damit das Risiko eines späteren Diabetes mellitus erheblich steigt.